
2025-11-21
Theatersaal
Let's Dance!
Ballett des Theaters Koblenz

Der Ballettabend von Steffen Fuchs zu Kompositionen von W. A. Mozart, Franz Xaver Süßmayr und Udo Zimmermann ist eine tänzerische Erkundung und Darstellung der Bewegungen des Lebens.
Mozarts letzte, von Mythen umrankte Komposition, die durch seinen Tod unvollendet blieb, hat sich längst von ihrer ursprünglichen Bestimmung als Totenmesse emanzipiert und ihren Platz auf Konzert- und Theaterbühnen gefunden. In Staßfurt erklingt das Requiem in der traditionellen Vervollständigung durch Franz Xaver Süßmayr. Auch wenn die musikwissenschaftliche Forschung heute klar zwischen Mozarts Originalteilen und Ergänzungen unterscheiden kann, bleibt dieses sorgfältig rekonstruierte Fragment geheimnisvoll. Das Werk, dessen „Dies irae“ noch immer von rasender Wut zeugt und dessen „Lacrimosa“ das Publikum tief bewegt erschauern lässt, konfrontiert die Zuhörer und Zuhörerinnen mit sich selbst – ohne sie allein zu lassen. Denn wie in vielen anderen Werken Mozarts pulsiert auch in seinem Requiem das Leben – verborgen unter musikalisch zelebrierter Trauer und Verklärung.
Im Kontrast dazu wirken Udo Zimmermanns „Lieder von einer Insel“ wie aus einer anderen Welt: entrückt, in sich ruhend. Gerade aus diesem Gegensatz ergibt sich eine faszinierende Korrespondenz für diesen Ballettabend – sowohl musikalisch als auch tänzerisch.
Die Choreografien von Ballettdirektor Steffen Fuchs sind stets eine Annäherung an die Komponisten – eine intensive Auseinandersetzung mit den ausgewählten Werken, deren Struktur die Bewegung inspiriert. So auch in „Mozart: Requiem“, seinem neuesten Ballettabend, der keine Handlung erzählt und keine wörtliche Interpretation anstrebt, sondern musikalische Momente und Emotionen tänzerisch einfängt, übersetzt und ausgestaltet. Die Musik lädt zur Reflexion über das Leben ein – jedoch nicht in Trauer oder Verzweiflung, wie man es anhand der Werkauswahl erwarten könnte, sondern in tröstlicher Weise.
Der Abend beginnt damit, dass die Tänzer und Tänzerinnen in Boots schlüpfen – dieselben, die sie am Ende wieder ausziehen und sorgfältig für die Nächsten bereitlegen, bevor das Schwarz der Bühne sie verschluckt. Es entsteht das Bild eines Kreislaufs des Lebens. Auch die Choreografie greift dieses Motiv auf, spielt mit Vor- und Rückbewegungen, mit Gesten von Geborgenheit, Fürsorge, Hingabe, Niederlegung und behutsamem Miteinander.
Auch die Kostüme (Dorit Lievenbrück) verbinden Strenge und Verspieltheit: hochgeschlossene Kleider in verschiedenen gedeckten Dunkelblautönen, weit geschnitten, sodass der Stoff sich gelegentlich mitzubewegen scheint. Die Frisuren erinnern an klassische Ballettfrisuren im Stil des Biedermeier.
Ein Abend, der reich an visuellen Eindrücken ist, zur Interpretation einlädt – und vor allem dazu, Musik und Tanz zu genießen.
Arek Głębocki
Gefördert im Programm “Tanzland” der Kulturstiftung des Bundes.
Gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Veranstalter:
Salzlandtheater Staßfurt